IN DER TIEFE DER ZEIT
NELSON VERGARA
Kunst mag im Auge des Betrachters entstehen – produziert wird sie allerdings mit Vorliebe in und um Berlin-Mitte, insbesondere wenn es sich dabei um junge, experimentelle Kunst handelt. Nelson Vergaras Werke sind eine intensive Beschäftigung mit inszenierten Räumen und ziehen den Betrachter durch ihre szenische Präsenz in einen amüsanten bis verwirrenden Dialog. Eine Herausforderung sind auch die skurrilen Lichtverhältnisse, sie unterstützen das Wechselspiel von nah und fern, klein und groß und verkehren die Dimensionen und Perspektiven.
Mit illusionistischer perspektivischer Täuschung locken sie uns an (Leonardos Traum) , um dann in der Ferne unerreichbar zu verschwinden. Die Installationen sollen den Betrachter anregen eigene Orientierungshilfen zu finden und nach neuen Blickrichtungen, Fluchtwegen und geheimen Nischen zu suchen. Besucher werden bei dieser Ausstellung meist ins künstlerische Spiel einbezogen, lösen mit ihrer Anwesenheit Aktionen aus. Und manches, was so nah scheint, entzieht sich ihnen abrupt.
Vergara lässt bei seinen Installationen das verführerische Bild als Objekt der Begierde unerreichbar werden. Bei Annäherung an die Diaprojektion von „Narziß“ löst sie sich auf wie ein Spiegelbild im Wasser. Spiel und Witz verbinden sich hier auf kluge Weise. Ein entspannter Umgang mit den Korrelationen von Umgebung und Gegenständen bestimmt die Atmosphäre, nicht Versponnenheit sondern souveräne Ironie in der Handhabung skurriler Objekte.
Bei der Entstehung neuer virtueller Welten werden neue visuelle, auditive und haptische Erfahrungen „hergestellt“. Nur die Kunst stellt von vornherein klar, dass es sich nicht um Alternativen, sondern um zusätzliche Welten handelt, die immaterielle Möglichkeiten bieten, die Probleme der „wirklichen Wirklichkeit“ besser erkennen und lösen können. So gibt der Künstler uns die Phantasie zurück, die wir für die Bewältigung der Gegenwarts- und Zukunftssituationen in allen Lebensbereichen brauchen. Das Leben ist eine experimentelle Reise, die unfreiwillig unternommen wird. Es ist eine Reise des Geistes durch die Materie, und da es der Geist ist, der reist, lebt man in ihm (Fernando Pessoa).